Einen Tag nach Neujahr wird in einer Reihe Schweizer Kantonen der Berchtoldstag gefeiert. Entsprechend des Datums 2. Januar spricht man im Kanton Glarus auch von der Nachneujahrsfeier (Naanüüjaar). Eine Besonderheit besteht darin, dass der Tag lediglich in den Einflussbereichen der grossen Städte Zürich und Bern am 2. Januar gefeiert wird, während der Kanton Graubünden den 5. Januar festlegt und der Ort Frauenfeld im Kanton Thurgau gar erst den dritten Montag im Januar. Eine einheitliche Regelung gibt es weder in diesem Bereich noch in der Handhabung des Berchtoldstages. In Teilen des Kantons Aargau sowie in den Kantonen Bern, Jura, Neuenburg, Thurgau und Waadt wird ein öffentlicher Ruhetag ausgeschrieben, dem sich auch die Städte Schaffhausen und Zürich anschliessen. Im Einzelhandel findet am Berchtoldstag oftmals die jährliche Inventur statt und Banken, Post sowie die Schweizerischen Bundesbahnen haben stets geschlossen.
"Bächteln" am Berchtoldstag
Was bedeutet der Berchtoldstag?
Ungewöhnlich für den Berchtoldstag ist der fehlende Bezug zu einem konkreten Heiligen. Es ist vielmehr von einer Art Nachfeiertag, analog zu Ostermontag oder zum Zweiten Weihnachtstag auszugehen. Hinsichtlich der Namensherkunft existieren verschiedene Varianten, die jedoch allesamt auf den Dreikönigstag bzw. Epiphanias, wie es im Griechischen heisst, zurückgeführt werden. Im Mittelhochdeutschen hiess dieser Tag noch „Berchteltac“ und könnte nach und nach ins Schweizerische übertragen worden sein. Weitere Mutmassungen nehmen auf Herzöge mit Namen Berthold oder auch die Burgunderkönigin und Westschweizer Kirchengründerin Berta Bezug, doch auch hier mangelt es an Beweisen. Interessant ist in diesem Kontext, dass der Tag auch im Französischen als „Le Berchtoldstag“ bekannt ist und keine weitere Übersetzung erhalten hat.
Andererseits gehen manche Menschen davon aus, dass der Begriff „berchten“ bzw. „berchtelen“ für die Bezeichnung Berchtoldstag ausschlaggebend ist. Dieser meint so viel wie ein verkleidetes Herumziehen oder auch das Erbetteln von Leckereien. Es fragt sich jedoch, ob die Bezeichnung für das Fest nicht vor dem Verb existiert hat.
Die letzte Erklärung ist geradezu märchenhaft zu nennen. Vielleicht verweist der Berchtoldstag auch auf die altgermanische weibliche Gottheit „Perchta“. Diese war wiederum die Vorlage für das Märchen von Frau Holle und tritt vor allem in den Rauhnächten auf, in die auch der 2. Januar fällt.
Was passiert am Berchtoldstag?
Die Frage nach Ritualen und Bräuchen am Berchtoldstag lässt sich nicht einheitlich beantworten. Fakt ist, dass in den katholischen Kantonen wenig Aktivitäten entwickelt werden, so dass der Dreikönigstag schlichtweg von grösserer Bedeutung ist. Anderenorts sieht das schon anders aus. So ist aus den Regionen rund um Zürich, Schaffhausen und Thurgau das so genannte „Bächteln“ bekannt. Gemeint ist das Treffen in einer Kneipe und die Unterhaltung durch umherziehende Musik- oder Kabarettgruppen. Auch die Zünfte treffen sich traditionell am Berchtoldstag und in Frauenfeld werden die Bürgerinnen und Bürger ins Rathaus eingeladen, um dort gemeinsam eine Brühwurst und Brot zu essen.
In einigen alemannisch geprägten Regionen lässt sich auch eine direkte Linie vom Berchtoldstag zum Karneval bzw. zur Fasnacht ziehen. Gemeint ist, dass mit Masken umhergelaufen wird, was jedoch in manchen Gegenden auch an Silvester oder an Nikolaus der Fall ist. Vor der Reformation waren diese Bräuche noch lebendiger und spiegelten sich unter anderem im Bärzeli wider, das im Kanton Aargau, genauer gesagt in Hallwil und dem Seetal noch anzutreffen ist.