Der Martinstag ist kein schweizweiter Feiertag, wird jedoch in einigen ausgewählten Gemeinden als ein solcher behandelt. Beispiele hierfür finden sich in den Kantonen Solothurn (Büren und Mümliswil-Ramiswil), Schwyz und Luzern (Entlebuch, Hochdorf, Altishofen, Ebersecken). Das Datum des Martinstags basiert auf der Überführung des Leichnams von Bischof Martin von Tours am 11. November 397.
Produkte auf dem Martinimarkt im Kanton Jura
Warum wird der Martinstag gefeiert?
Der Martinstag findet im Gedenken an den heiligen Martin von Tours statt. Dieser fungierte in der französischen Stadt als Bischof und wurde bereits zu Lebzeiten von der Bevölkerung verehrt. Geboren wurde Martin noch unter seinem römischen Namen Martinus im Jahr 316 oder 317. Der Sohn eines römischen Militärtribuns schlug selber eine militärische Laufbahn ein und diente 25 Jahre in der Armee des römischen Kaisers. Offensichtlich in der unmittelbaren Folge seiner Taufe im Jahr 351 verstand sich Martin nicht mehr als miles Caesaris (also römischer Soldat), sondern als miles Christi (Soldat Christi), was sogar zu einer Befehlsverweigerung innerhalb der Armee führte.
Nach seiner Entlassung lebte Martin zunächst als Einsiedler, bevor er 372 zum Bischof von Tours geweiht wurde. Folgt man der Legende, so hielt sich Martin anfangs nicht für befähigt, dieses Amt zu bekleiden. Als es an die Bischofsweihe ging, soll sich dieser in einem Gänsestall versteckt haben. Das Geschnatter der aufgeregten Tiere brachte jedoch seinen Aufenthaltsort ans Licht und führte möglicherweise zum bis heute lebendigen Brauch der Martinsgans. Eine weitere populäre Geschichte besagt, dass Martin für einen frierenden Armen am Stadttor von Amiens seinen Mantel mit einem Schwert zerteilte und ihm in der darauffolgenden Nacht Christus im Traum erschien und darauf hinwies, dass die gute Tat auch an ihm vollbracht wurde.
Schweizer Bräuche am Martinstag
Viele Schweizer Bräuche am Martinstag ähneln denen in Deutschland und Österreich. Zu nennen sind sowohl das Laternelaufen, das in der Deutschschweiz jedoch unter dem Namen „Räbeliechtli-Umzuga“ eine besondere Variante bezeichnet. Da die letzten Ernten im November erfolgten, schnitzte man Laternen aus Rüben (die so genannten Räbenlichter) und zog mit diesen herum. Zur Dekoration der Räbenlichter werden meist Sonne, Mond und Sterne verwendet und auch die deutschen Lieder „Ich geh mit meiner Laterne,“ und „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“ werden neben „Rääbeliechtli, wo gasch hii?“ gesungen. Dieser Brauch gilt jedoch als relativ jung, wenngleich die Wurzeln mit denen des traditionsreichen Halloween vergleichbar sind.
In Vevey, unweit von Genf wird St. Martin jeweils am zweiten Dienstag des Monats November und damit nicht direkt am Namenstag gefeiert. Die Tradition wurde bereits im Mittelalter von den Herzögen von Savoyen ins Leben gerufen und diente dem Zweck, einen Tag steuerfrei zu handeln. Bis heute findet daher ein traditioneller Markt statt und in kulinarischer Hinsicht kommt dem Boeuf à la Broche (Rindfleisch am Spiess) grosse Bedeutung zu.
Im Jura findet am zweiten Wochenende im November der Martinimarkt in Porrentruy statt und im gesamten Kanton, vor allem aber der Region der Ajoie und Orten wie Courgenay oder Saint-Ursanne werden Martinsfeste (vor allem in den vielen Restaurants) gefeiert. Die Tradition geht hier jedoch auf das Schlachten der Schweine Anfang November zurück, denn am Martinstag begann die kirchliche Fastenzeit vor Weihnachten.